Ein neuer Verein: „Duvenseer Moor“ e.V.

Wie kam es dazu?

Im Februar 2013 beantragt die Verwaltung des Kreises Herzogtum Lauenburg ohne Abstimmung mit den betroffenen Gemeinden Klinkrade, Lüchow, Labenz und Duvensee, die Duvensee Niederung und das Manauer Moor als Naturschutzgebiet auszuweisen.

Daraufhin wird vom LLUR (Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume) Ende 2015 ein Gutachten in Auftrag gegeben. Das beauftragte Planungsbüro kommt darin zu dem Schluss, dass das Gebiet die Voraussetzungen für ein Naturschutzgebiet erfüllt: es ist sowohl schutzwürdig als auch schutzbedürftig. Die ausgewiesene Fläche hat eine Größe von 495 ha und geht deutlich über die Niederung hinaus, auch das angrenzende Ackerland ist mit einbezogen.

Das LLUR stimmt dem Wunsch des Amtes und der betroffenen Gemeinden zu, vor der Veröffentlichung des Gutachtes und dem Start des Rechtsetzungsverfahrens zunächst die Ergebnisse intern in verschiedenen Arbeitsgruppen zu diskutieren.

Diese Workshops sammeln weitere Informationen, bringen aber keine Einigkeit in Bezug auf die Ausweisung eines Naturschutzgebietes. Dass LLUR betont, es kann nur über das „wie“ nicht aber über das „ob“ eines NSG´s verhandeln. Das kann nur mit dem Ministerium diskutiert werden.
Anfang März 2017, bei einem Gespräch mit Dr. Habeck in Kiel, erreichen die Vertreter des Amtes die Zusage, vor Ort eine ergebnisoffene Informationsveranstaltung durchzuführen.
Das Angebot an den Minister die Naturschutzziele vor Ort mit den hier lebenden Menschen ohne NSG zu erreichen, fördert die Idee, vor Ort einen Verein zu gründen, der mit allen Beteiligten und Interessierten Bürgern die Gestaltung in die eigenen Hände nimmt.

Einmal verschoben durch die Kommunalwahl in Schleswig-Holstein, findet die Veranstaltung mit großer öffentlicher Beteiligung (die LN berichtete) am 25. Juli 2017 in der Duvenseer Schmiede statt.
In der Schutzwürdigkeit des Gebietes sind sich alle einig. Im Raum steht die Frage, ob nicht eigenverantwortliches Handeln der Betroffenen und Beteiligten vor Ort der bessere Weg zum Ziel sei.

Das Ergebnis dieser Veranstaltung ist der so genannte „Duvenseer Kompromiss“.

  • Das Rechtsetzungsverfahren für ein NSG wird ausgesetzt.
  • Vom LLUR wird ein hydrologisch-bodenkundliches Gutachten in Auftrag geben. Bodenuntersuchungen und Messungen sollen Auskunft geben, wie sich unterschiedliche Wasserstände auf Fauna, Flora und die Nutzung auswirken würden.
  • In der Zeit kann ein neu zu gründender Verein mit seinen Aktivitäten beweisen, dass die Menschen vor Ort alternativ sehr wohl in der Lage sind, eigenständig Natur, Landschaftsentwicklung, Jagd, Touristik und Wirtschaften in Einklang zu bringen.

Am 26. September findet die Gründungsversammlung des Vereins „Duvenseer Moor“ statt.
138 Menschen unterstützen sofort mit ihrer Mitgliedschaft die Idee der eigenverantwortlichen Umsetzung von Natur- und Landschaftpflege.
In der Zwischenzeit ist die Zahl durch neue Mitglieder 197 angestiegen. Weitere Gemeinden und Verbände sind dazu gekommen und unterstützen mit Ihrer Mitgliedschaft den gemeinnützigen Verein.

Folgende Ansatzpunkte sprechen aus Sicht der Befürworter für eine Vereinslösung

  • Schutzwürdig und schutzbedürftig, beides ist für ein NSG erforderlich
    Es ist unstrittig, dass es sich um ein schutzwürdiges Gebiet handelt, aber es muss nicht vor den hier lebenden Menschen geschützt werden
  • Überzeugen oder verbieten?
    Es ist besser Bürger und Eigentümer zu überzeugen, als mit Verboten zu arbeiten
  • Verletzung der Subsidiarität
    Soweit die Bürger ihre Angelegenheiten besser selbst und in eigener Verantwortung regeln können, sollte sich der Staat heraushalten
  • Dorfgemeinschaft
    zuhören, voneinander lernen und aufeinander zugehen, ist besser als mit Leserbriefen zu streiten
  • Ausstrahlung
    Einsicht und lokal entwickelte Maßnahmen können sich ausbreiten, Verbote haben nicht diesen Effekt
  • das LLUR zeigt nicht detailliert auf, wie die Entwicklung im NSG weitergehen soll.
    Wo wollen wir in 5 und 10 Jahren sein?
  • Die geplante Fläche ist unverhältnismäßig groß, die Auswirkungen nicht abschätzbar

Der bessere Weg: Naturschutz von unten – Menschen überzeugen, nicht zwingen

  • Angst vor dem Naturschutzgebiet
    Wertminderung
    Einschränkung bestehender Rechte
    dauerhafte Bürokratisierung
    kein Neuanfang bestehender Feindschaften
  • Demokratisierung des Naturschutzes durch den Verein
    alle Beteiligten eingebunden
    Entscheidungen werden erarbeitet und dann getroffen
    bessere Akzeptanz und Umsetzung
  • Konkrete Schritte zur Umsetzung
    Vertragsnaturschutz
    Flächentausch, -verkauf
    freiwillige Wasserstandregulierung
    Bürger bringen sich aktiv in die Gestaltung ein
  • Naturschutz an der Basis und vor Ort
    Verein als Ansprechpartner, Organisator, Umsetzer konkreter Projekte

Präambel des neu gegründeten Vereins

Der Verein Duvenseer Moor e.V. möchte im Duvenser Seeareal mit allen Beteiligten Natur und Landschaft schützen und weiter entwickeln. Ziel ist ein größtmöglicher, einvernehmlich erzielter Nutzen für die Natur.

Eine wesentliche Grundlage sind Entwicklungsziele des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung, die nach Zeit und Umfang klar definiert sind. Auf der Basis von Zahlen, Daten und Fakten sollen dann Maßnahmen geplant und durchgeführt werden. Deren Auswirkungen sind immer wieder an den gesetzten Zielen zu messen und je nach Bedarf anzupassen.

Freiwillige Maßnahmen und Regelungen haben Vorrang.

Der Verein versteht sich als Alternative zu einem staatlich verordneten Naturschutzgebiet.
Alles was vor Ort geplant, entschieden und umgesetzt werden kann, soll auch von den hier lebenden und wirtschaftenden Bürgern getragen werden.

Die Arbeit des Vereins soll Vorbildcharakter bekommen in Bezug auf einvernehmliche und nachhaltige Lösungen, die dem Schutz der Natur genauso dienen, wie dem Leben in den Gemeinden.

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